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Kein neuer Nachtzug Przemyśl-Berlin

PKP Intercity sleeper Carriage in Berlin Charlottenburg

Früher bereits unterwegs als EN 50456 / 50457 „Wawel“

Die Wiederaufnahme des Nachtzuges von Berlin nach Przemysl (-Lemberg), wie von PKP Intercity geplant, wäre ein wichtiger Lückenschluss im europäischen Nachtzugnetz gewesen. Nun hat PKP Intercity gegenüber der Berliner Zeitung erklärt, dass es dazu nicht kommen wird. Und warum?

PKP Intercity Schlafwagen in Berlin Charlottenburg
EN 50457 Berlin-Przemyśl Anfang 2020 (Foto: Aufnahme aus einem Video von @doc7austin)

Der Zug würde vor allem den ukrainischen Nachbarn zugute kommen, die wegen der Sperrung des Luftraums auf gute Zugverbindungen angewiesen sind und deren Fernzüge wegen der Spurweitenänderung in Przemyśl enden. Außerdem könnte sie nach dem Ende des russischen Angriffskrieges Touristen aus halb Westeuropa bequem in die Westukraine bringen. Lviv ist nur wenige Stunden von Przemysl entfernt. Für die polnischen Touristenmetropolen sind die nächtlichen Ankunftszeiten allerdings kaum attraktiv.

in Nachtzug von Berlin nach Przemyśl, der Regionen mit vergleichsweise geringer Kaufkraft verbindet, rechnet sich allerdings nicht, wenn selbst der neue European Sleeper auf der viel lukrativeren Strecke Berlin-Amsterdam-Brüssel nur mit einer längeren Fahrzeit Erfolg hat. Er müsste also subventioniert werden. Wo liegt das Problem? Subventionen für den Fernverkehr sind in vielen europäischen Ländern üblich, auch in Polen. Nach geltendem EU-Recht darf jedoch nur der polnische Staat den Fernverkehr in Polen subventionieren. Die Regelung sollte einen fairen Wettbewerb zwischen den verschiedenen staatlichen Eisenbahngesellschaften auf ihren ehemaligen Heimatmärkten ermöglichen. Frankreich sollte zum Beispiel nicht in der Lage sein, die SNCF mit Subventionen zu unterstützen, damit sie mit der Renfe auf der Strecke Barcelona-Madrid konkurrieren kann.

Was auf beliebten Hochgeschwindigkeitsstrecken hilft, ist auf grenzüberschreitenden Nachtzügen ein Ärgernis. Warum muss der polnische Steuerzahler dafür sorgen, dass die Ukrainer bequemer nach Westeuropa kommen oder die Berliner Lemberg als Wochenendziel entdecken?

Das ist auch der Grund, warum die Nachtzugverbindung Malmö-Brüssel gescheitert ist. Die schwedische Regierung wollte den Zug, darf aber den deutschen und dänischen Teil der Strecke nicht subventionieren.

Das polnische Verkehrsministerium ist also nicht wirklich Schuld an der Absage. Es ist einfach ein weiteres Beispiel dafür, wie die EU-Kommission, genauer gesagt Adina Valeans GD MOVE, ihrem eigenen Ziel, den Nachtzugverkehr in Europa zu stärken, gerne in die Quere kommt.

Für weitere Informationen:

https://www.zukunft-mobilitaet.net/71672/analyse/ec-eurocity-wawel-zukunft-polen-deutschland-trauerspiel-berlin-krakau (Entwicklungen bis 2016 auf dieser Strecke)