Erst vor zwei Wochen verkündete die französische SNCF das Aus für die Verbindung Berlin/Wien und Paris zum Fahrplanwechsel im Dezember, nun folgte gestern die Nachricht, dass eine weitere Verbindung zu Ende August 2026 eingestellt wird: der ganzjährige Nachtzug der Schwedischen SJ zwischen Berlin/Hamburg und Malmö/Stockholm.
Beide Verbindungen erhielten eine Subvention für den nicht-deutschen Streckenteil. Die Subvention der bislang einzigen internationalen Nachtzug-Verbindung nach Frankreich war dabei nur als Startfinanzierung geplant. Der Weiterbetrieb scheiterte insofern vor allem daran, dass für einen wirtschaftlicheren Betrieb der Zug alle zwei Tage mit doppelter Wagenlänge fahren müsste, wofür jedoch die Kapazitäten im Pariser Gare de l’Est fehlen. Die französische Regierung dagegen wünscht einen täglichen Betrieb, der kostenintensive Rangierarbeiten erfordert, die ohne Subventionen nicht finanzierbar sind.
Bei der Nachtzug-Verbindung nach Stockholm war dagegen klar, dass der Betrieb in den Wintermonaten einer dauerhaften finanziellen Unterstützung bedarf. Diese erfolgte allerdings aus Wettbewerbsgründen nur solange der ebenfalls auf dieser Strecke in den Sommermonaten betriebene Nachtzug des privaten Anbieters Snälltåget nicht fährt. Da Snälltåget ihr Angebot aufgrund der gestiegenen Nachfrage ausweitete, sank auch der Subventionsbetrag für den von der schwedischen Staatbahn SJ in Zusammenarbeit mit RDC Deutschland betriebenen Nachtzug. „Die Entscheidung der aktuellen schwedischen Regierung, den von der Vorgängerregierung für vier Jahre abgeschlossenen Vertrag nicht fortzusetzen erfolgt nicht aufgrund mangelnder Witschaftlichkeit, sondern aus politsichen Gründen. Es ist nicht das einzige Bahnprojekt, das die aktuelle Mitte-Rechts-Koalition gestoppt hat.“, so Ellie Cijvat von Back-on-Track Sweden.
Juri Maier, Vorsitzender von Back-on-Track Germany erklärt dazu: Unter gegebenen Rahmenbedingungen operieren Nachtzüge in Deutschland knapp unter der Grenze zur Wirtschaftlichkeit und benötigen daher hier und da staatliche Zuschüsse. Für diese kommen aktuell nur unsere Nachbarländer auf, das ist keine dauerhaft tragbare Situation. Auch für die Passagiere ist das kein schöner Zustand: Als würde nicht reichen, dass der Zugbetrieb von Baustellen abhängt, können sich auch jederzeit die politischen Launen ändern.“
Back-on-Track Schweden fordert daher Verkehrsminster Carlson auf, die Finanzierung des Betriebs in den Wintermonaten zu verlängern oder Angebots-unabhängig neu auszuschreiben.
Back-on-Track Germany fordert von Verkehrsminsiter Schnieder die im Europäischen Vergleich hohen Trassenpreise für Nachtzüge auf Grenzkosten zu senken und die Mehrwertsteuer für internationale Tickets wie im Flugverkehr abzuschaffen – zwei ohnehin von der EU geforderte Harmonisierungs-Maßnahmen. Diese würden das existierende Angebot absichern und neue Verbindungen möglich machen.
Hintergrundmaterial:
Warum wir mehr Nachtzüge brauchen
Unser Allgemeines Positionspapier
Übersicht zu den gültigen Mehrwertsteuersätzen auf inteernationale Zugtickets in der EU:

