- Zwei Jahre nach der Wiedereinführung soll der ÖBB-Nightjet zwischen Berlin/Wien und Paris zum 13. Dezember 2025 erneut eingestellt werden.
- Die Deutsche Bahn hat die entsprechenden Trassen bereits zurückgegeben.
- Es gibt ein kurzes Zeitfenster zur Rettung der Linien, falls die französische Regierung ihr Versprechen der dreijährigen Unterstützung doch noch einhält
Die franzözische Regierung wirft den Betreibern vor, immer noch keinen täglichen Verkehr anzubieten. Dies wird jedoch ausgerechnet von der staatlichen Bahngesellschaft SNCF Voyageurs verhindert, obwohl die ÖBB ein Konzept für die Ausweitung haben (je 3 Vollzüge pro Woche zwischen Paris und Berlin bzw. Wien, anstatt Flügelung in Mannheim).
Unter dem Motto „SNCF – So Nicht, chère France!“ demonstrierten am Freitagabend Teilnehmende der Europäischen Nachtzugkonferenz am Berliner Hauptbahnhof.
Wertlos waren die warmen Worte von Bahn-Vorständen und Ministern bei der Wiedereröffnung der Linie am 11. Dezember 2023. Die Strecke nach Paris wurde 2014 bereits eingestellt, nun soll erneut Schluss sein mit einem Nachtzug, der 28-mal weniger Treibhausgase emittiert als der Flieger.
Christophe Fanichet, Vorstand von SNCF Voyageurs, sagte damals im Berliner Hauptbahnhof:
„Wir sind stolz auf diesen neuen Nachtzug-Service, der unser europäisches Schienennetz stärkt. (…) Die ÖBB, DB, SNCB und SNCF Voyageurs haben beschlossen, ihre Kräfte für ein gemeinsames Ziel zu bündeln: den Ausbau von Eisenbahnverbindungen in Europa.“
Die NGO Back-on-Track fordert die Einhaltung dieser Worte.
SNCF-Website schweigt die ÖBB-Nachtzüge tot
Der Aufdruck „Team Nightjet – SNCF“ auf den ÖBB-Wagen ist fernab der Realität: Die Auskunft der SNCF-Website zeigt die Nachtzüge von Paris nach Berlin und Wien nicht einmal an.
Kurzfristige Baustellen der Infrastrukturbetreiber bremsten den Nightjet nach Paris immer wieder aus, auch zum Leidwesen der ÖBB: Bereits verkaufte Tickets mussten mangels Ausweichrouten storniert werden. Bei SNCF ist der Nightjet ein ungern gesehener Gast, als einziger Lok-bespannter Zug am Bahnhof Paris Est.
Proteste laufen auf Hochtouren
Back-on-Track ist eine europaweite NGO und ruft auf zur Unterstützung der Petition ihrer französischen Gruppe „Oui au train de nuit“ für den Erhalt der beiden Linien. Bis Sonntagabend schlossen sich bereits 40.000 Menschen den Forderungen an.
Die Flug-Lobby freut sich
Auch auf deutscher Seite haben Nachtzüge einen schweren Stand. Während der vorherige Berliner Senat noch vom „Nachtzug-Hub Berlin“ sprach, sagte der Regierende Bürgermeister Kai Wegner: „Die Berliner Landesregierung will mehr Flugverkehr“, man erwarte von der Bundesregierung, dass dessen Belastung deutlich gesenkt wird.
So verschweigt Wegner, dass auf deutscher Seite internationale Fahrkarten mit 7% MwSt. belegt sind – im Gegensatz zu Flugtickets.
Auf täglich 11-14 Flügen Berlin und Paris (pro Richtung) zahlen die 675.000 Passagiere/Jahr einen Durchschnittspreis von 100 Euro. Je nach MwSt.-Satz verzichtet die deutsche Politik also bewusst auf Einnahmen von bis zu 12,8 Millionen Euro allein auf dieser Route. Damit könnte der Wortbruch der französischen Regierung zu den Nightjet-Linien doppelt aufgefangen werden.
