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Großer Schritt für Nachtzugreisen: Neustart der Strecke Paris – Berlin

Vor neun Jahren stoppte die DB das Nachtzuggeschäft und trug zur Formierung von „Back-on-Track“ bei. Bemerkenswert, dass gerade die ÖBB mit dem „Nightjet“ auf diese traditionsreiche Strecke setzen: Wie bereits Amsterdam-Zürich läuft sie komplett außerhalb Österreichs.

20:18 Uhr ist eine angenehme Abfahrtszeit am Berliner Hauptbahnhof, via Halle und Erfurt geht’s nach Straßburg. Von dort bis zur Ankunft in Paris (10:24 Uhr) dauert es weitere 4:40 Stunden, da der ältere Fuhrpark (je 2 Sitzwagen, Liegewagen und Schlafwagen) nicht auf die Schnellstrecke darf.

Beachten Sie auch unsere umfangreiche Analyse des „Nightjets der neuen Generation„: Erstmals seit 30 Jahren gibt es neue Nachtzugwagen, die wir bereits vor dem Start ausgiebig testen durften  

Darf man nun hoffen, dass die ÖBB noch weitere Strecken beleben? – Nein. Auch das größte Engagement kennt Grenzen, man wolle sich auf das aktuelle Netz konzentrieren und lieber dort die Kapazitäten ausbauen.Immerhin: Die zunächst dreimal wöchentliche Verbindung nach Paris soll es Herbst 2024 täglich geben. 

Auch viele Städte in Deutschland und Frankreich rücken so wieder näher zusammen. Mit einem Umstieg in Paris sind Ziele am Atlantik (Bordeaux, ca. 2h Fahrzeit ab Paris) oder Mittelmeer (Marseille, ca. 3h) wieder deutlich besser mit dem Zug erreichbar – als umweltschonende Alternative zum Fliegen.

Treu bleiben die ÖBB dem Konzept des „Flügelns„: Bis zum Betriebshalt in Mannheim führt der Nightjet Kurswagen nach Brüssel, die auch innerdeutsche Nachtzugverbindungen nach Köln & Aachen aufleben lassen. Löblich auch, dass alternierend zum „European Sleeper“ gefahren wird: So geht es täglich außer Samstag von Berlin nach Brüssel. Der European Sleeper als niederländische Genossenschaft fährt seit Mai via Amsterdam und bietet die einzigen Direktverbindungen nach Rotterdam und Antwerpen an (ostwärts nun auch ab Schiphol).

Und damit zum Thema Luftverkehr: Trotz der neuen Nachzugverbindungen vermiesen Billigflieger die Preise und das Klima – mit 28 mal mehr Treibhausgasen (siehe unsere Studie). Nachtzugreisen bleiben eher teuer. Um erschwingliche Preise ab 30 EUR für einen Sitzplatz, 100 Euro für eine Liege und 170 Euro für ein Bett im Schlafwagen zu ermöglichen, wird auch die Anbindung von Paris an Wien und Berlin vom französischen Staat mit rund 10 Millionen EUR pro Jahr unterstützt. (Quelle).

Back-on-Track kritisiert daher unter anderem die Ungleichbehandlung bei der Mehrwertsteuer, ebenso wie die berechneten Trassengebühren. Im Gegensatz zu internationalen Flugverbindungen sind Nachtzüge in Deutschland (und NL/BE) nicht von der Mehrwertsteuer ausgenommen.

Positive Beispiele: In europäischen Nachbarländern wie Frankreich oder Belgien werden für Nachtzüge Trassengebühren gesenkt oder ganz erlassen. Anfang 2023 strich auch Österreich die Mehrwertsteuer auf internationale Zugtickets komplett: Wo ein politischer Wille ist, sind auch mehr Schienenwege! Für Deutschland fordert Back-on-Track vergleichbare Maßnahmen. Laut einer gemeinsamen Studie mit der Umweltorganisation Transport & Environment könnten so Nachtzugtickets um rund 15% günstigerangeboten werden. Laut Back-on-Track entstehen für den Netzbetreiber anfangs nur geringe Kosten, und bereits nach wenigen Jahren sogar Mehreinnahmen.  

Unterstützer*innen des Netzwerks Back-on-Track treffen sich anlässlich der Einweihungen an mehreren Orten:

→ im Berliner Hauptbahnhof am 11. Dezember ab 19 Uhr auf Gleis 8, wenn der Nachtzugs nach Paris „back on track“ kommt, nach fast 10 Jahren Engagement für dessen Rückkehr. Wir sind gespannt, ob die Bahnchefs/in aus Deutschland, Österreich, Belgien und Frankreich oder gar Volker Wissing vor Ort etwas Neues berichten. → im Bahnhof Hamburg-Altona, am 11. Dezember, mit einer Begrüßung am Morgen und einer größeren Veranstaltung ab 19 Uhr, um die erste Fahrt der nagelneuen Liege- und Schlafwagen des Nightjet zu feiern und um die Verlängerung der Linien nach Skandinavien zu fordern. Übrigens, diese Züge wurden seit 10 Jahren geplant und vor fünf Jahren bestellt – bald zu handeln ist also eine clevere Idee.
→ im Bahnhof Brüssel-Midi am 12. Dezember, bei der Ankunft des Nachtzuges aus Berlin am Morgen und bei der ersten Abfahrt nach Berlin, am Abend.
→ in Paris Gare de l’Est am 12. Dezember um 18 Uhr, zur ersten Abfahrt des Nachtzugs nach Berlin
→ und in mehr als 20 weiteren französischen Städten im Dezember und Januar, darunter Lyon, Marseille, Straßburg, Nizza und Nantes, um den französischen Staat aufzufordern, den Bau von 600 neuen Nachtzugwaggons für die Wiederinbetriebnahme von 25 Linien (einschließlich internationaler Linien und Querverbindungen, die Paris nicht bedienen) in die Wege zu leiten, wie in einer Studie der französischen Regierung selbst vorgeschlagen.

Eine Karte der geplanten Veranstaltungen finden Sie auf ouiautraindenuit.wordpress.com/agenda

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